Wolferstadt, ein lutherischer Ort
1552-1617
Vom Jahre 1552 ab war Wolferstadt protestantisch obwohl das (katholische!) Eichstätter Domkapitel die Dorfherrschaft ausübte und als Patronatsherr u.a. für das Gotteshaus und für den Unterhalt der Pfarrer zuständig war. Die Einkünfte aus gewissen Besitzständen (Heiliggut, Stiftungen etc.) bildeten die finanziellen Grundlagen dazu. Das Domkapitel versuchte nun, die Anstellung evangelischer Geistlichen zu erschweren oder zu verhindern, indem es den zu deren Besoldung vorgesehenen Grundbesitz kurzer Hand veräußerte, so z.B. die seit 1467 bestehende Hagauer Frühmeßstiftung an den Hagauer Wirt Michel Fürst..
In einem Bericht der Visitatoren aus dem Jahre 1577 heißt es:
"Item haben die von Aistet, waß ein Pfarrherr daselbst gehapt von hauß, hoff, eckher, wisen, holtz alles hinweg verkaufft vnd ain guot Summa gelts darauß gelöset, damit man inen kain frumesser oder Diacon mer hinüberordnen oder setzen khönde."
Permanente Rechtsstreitigkeiten mit dem Landesherrn waren über Jahre hinweg an der Tagesordnung.
Unter Pfalzgraf Philipp Ludwig kam es schließlich zu einem Vergleich mit dem Domkapitel, der im wesentlichen in der Neufassung der "Wolferstattischen Ehehaft" von 1571 fixiert ist und u.a. die herrschaftlichen Zuständigkeiten regelt.
Prolog der Wolferstattischen Ehehaft von 1571
Eehafft der Hoffmarck Zue
Wolferstatt So der Durchleichtig hochgeborn Fürst
und Herr Herzog Philipp Ludwig Pfalzgraff mit dem Erwürdigen ThumbCapitul zue Eystett Sich verglichen hatt
Und Sendt das die Puncten, die mann Jerlich
daselbs auf dem Bawgeding der Gemain Öffent lich fürlesen, Auch darob halten Soll
Die evangelische Kirchenordnung wurde keineswegs als gravierender Einschnitt in das religiöse Alltagsleben empfunden, so dass die Bevölkerung den verordneten Glaubens-wechsel widerstandslos akzeptierte. Die neu angestellten Prediger verstanden es offen-sichtlich gut, das Vertrauen der Leute zu gewinnen und den Glaubenseifer zu entfachen. Die Gottesdienste in der Wolferstädter Kirche waren jedenfalls so gut besucht,
dass die Visitatoren verlangten,
"man solle statt der Seitenaltäre mehr Stühle für das Volk aufstellen"
Und die Wolferstädter selbst beantragten 1577
"man wolle noch eine Thür in die Kirche brechen, denn viel volcks kombt offt hinein."
In den mehr als 60 Jahren entwickelte sich eine stabile evangelische Gemeinde unter ihren Pastoren Ambrosius Dentemer, Michael Hyblaeus, Johann Rabuß und Johann Vöringer
Gegen Ende des 16.Jahrhunderts hatte die Reformation neben Pfalz Neuburg auch die unmittelbaren Nachbarn, das Markgrafentum Ansbach und die Grafschaft Oettingen fest im Griff. Lediglich die bayerische Enklave Wemding hielt an der alten Lehre fest.